Jedes Jahr auf's Neue der gleiche Murks. Am Samstag war ich bei Ikea, was ja ohnehin schon ne blöde Idee ist, weil es supervoll ist, aber ausgerechnet an dem Samstag gab es bei Ikea eine 50%-Aktion auf die Weihnachtsbeleuchtung. Schlimm genug, dass die Supermärkte im Septermber Lebkuchen auf den Markt bringen und bereits Ende Oktober überall die Weihnachtsdeko steht, aber muss man sich deshalb echt am 1. November tottrampeln?
Blick hinter die Kulissen.. Ich arbeite im Einzelhandel. Seit Wochen sind Studenten und Mitarbeiter in den kundenunzugänglichen Räumlichkeiten damit beschäftigt das Weihnachtsgeschäft vorzubereiten. Es werden die Bäume und weitere Deko geordert, sie werden geschmückt und auf Ich-funkel-heller-als-jeder-andere-Baum Pracht getrimmt, in den Gängen ist kaum noch Durchkommen angesagt, da alles voll steht mit Geschenkpapier, Weihnachtskugeln, Adventskalendern. Die Spielwaren werden aufgestockt, im Lebensmittelbereich stehen die Lebkuchen schon lange in den Regalen. Und draußen ist der Herbst noch im vollen Gange bzw. hat noch nicht mal richtig angefangen.
Ende Oktober kommt dann alles auf die Verkaufsflächen. "Echt jetzt?!", meckern die Kunden und Mitarbeiter, aber am Ende des Tages geht jeder mit einer Tüte "irgendwas" in der Hand nach Hause und freut sich, dass er dem Weihnachtsrummel kurz vor Weihnachten etwas mehr aus dem Weg gehen kann. Viele beschweren sich, dass die Weihnachtsverkäufe immer früher starten. Tun sie zwar seit Jahren nicht. Denn schon seit einigen Jahren sind viele Kunden gerade aus den Sommerferien zurück, wenn sie die ersten Zimtsterne oder Dominosteine in ihre Körbe packen, aber denken wir mal an die gute alte Zeit zurück...
Als ich Kind war, da gab es sowas nicht. Da musste mir nicht von meiner Mama - mitten im Spetember - im Supermarkt umständlich erklärt werden, warum es schon Schokoladen-Weihnachtsmänner zu kaufen gibt. Ich hatte nicht die Hoffnung, Weihnachten wäre schon fast da, weil Ende Oktober überall Weihnachtsbäume standen. Alles war irgendwie schöner, mit mehr Besinnlichkeit und Vorfreude. Da öffneten die ersten Weihnachtsmärkte frühestens Mitte November, traditionell eher am ersten Adventswochenende. Ab November gab es auch erst Lebkuchen zu kaufen. Und die Kaufhäuser füllten ihre Reale mit Christbaumkugeln auch erst kurz vorm ersten Advent. Die Weihnachtsmärkte waren nicht nur später auf dem Plan, sie versprühten mehr Charme, waren nicht so auf Konsum ausgelegt.
Da war der Weihnachtsmarkt im Einkaufscenter nicht eine Mixtur aus verschiednenen Läden, die Teile ihres Sortiments einfach nach draußen verlegt hatten, da gab es - ja, auch im Einkaufscenter - kleine Buden mit wirklich weihnachtlichem SchnickSchnack. BonBons zum Abfüllen, handgemachte Lederwaren, Perlen zum Basteln der Weihnachtsdekoration, nach Zimt duftende handgeschöpfte Seifen oder Kerzen.
Es ging nicht darum, das schnelle und dicke Geld zu machen (naja, eigentlich geht es das wohl doch immer), sondern darum Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Und damals kam sie auch tatsächlich auf. Wenn kurz vor Weihnachten plötzlich alles in festlichem Glanz erstrahlte, überall die Lichterketten in den Fenstern blinkten, die Balkone mit Tannengrün geschmückt waren und Weihnachtssterne in den Blumenläden Einzug erhielten. Heute bekommt man die bereits Ende Oktober im Supermarkt hinterhergeschmissen. Adventskalender stehen dicht an dicht in den Regalen und selbst die unabhängigen Weihnachtsmärkte, die tatsächlich erst kurz vor Weihnachten öffnen, werden immer mehr kommerzialisiert. Gebrannte Mandeln gibt es direkt neben den neuesten Handyhüllen und der Glühweinstand ist einen Meter entfernt von den Pandora Anhängern. Früher gab es stattdessen selbstgemachte Filzwaren oder tradionellen Holzbaumschmuck zu kaufen.
Der Charme von Weihnachten geht immer mehr verloren. Und ich liebe eigentlich Weihnachten. Bin ich doch selbst am 25. Dezember zur Welt gekommen. Ich liebe die Vorfreude auf Weihnachten, das Zählen der Tage bis der erste Advent da ist, das Selbermachen von Baumschmuck oder das mühselige Zusammensuchen der Geschenke. Ich liebe Weihnachten. Aber ich habe keine Lust, es schon im Sommer einzuläuten oder gar zu feiern. Und entegegen der Meisten, die fröhlich deshalb meckern, habe ich bisher nicht einen Lebkuchen gekauft, keine Lichterkette hängen, die nicht ohnehin das ganze Jahr über da hängt, weil es so gemütlich ist. Ich habe noch kein einziges Geschenk gekauft und noch nicht den geringsten Plan, wie Weihnachten dieses Jahr ablaufen wird. Ich lasse mir damit noch Zeit. So ca. einen ganzen Monat schätze ich. Dann ist nämlich der erste Advent...
Wie seht Ihr das? Freut Ihr Euch über das frühe Angebot? Nervt es Euch? Nimmt es Euch gar die Vorfreude? Oder ist es Euch egal?
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